Die Sonnenposition – Marion Poschmann

Der rundliche Rheinländer Altfried Janich findet nach der Wiedervereinigung eine Stelle im »Ostschloss«, einem heruntergekommenen Barockbau, der neuerdings eine psychiatrische Anstalt beherbergt. Hier hält er es für seine Aufgabe, seinen Patienten gegenüber die Sonnenposition einzunehmen, ihnen Orientierung und eine Quelle des Trostes zu sein. Als sein Freund Odilo durch einen rätselhaften Autounfall zu Tode kommt, gerät er selbst auf die Nachtseite der Dinge. Tagsüber rücken ihm die Patienten zu nahe, nachts geistert er durch die Säle, es bedrängen ihn Erinnerungen, und auch seine Familiengeschichte mit ihren Verlusten holt ihn ein. Altfrieds ganzes bisheriges Leben scheint auf die Situation im Schloss zuzulaufen: Alle Geschichten enden hier, und bald stellt sich die Gewissheit ein, dass er aus dem Schloss nicht mehr wegkommen wird. Marion Poschmanns lange erwartete neue Prosa ist ein Roman über Deutschland aus der Sicht der Kriegsenkel. Ein Roman über die Macht der Zeit, über Erinnerung und zeitlose Verbundenheit. Ein Roman über fragile Identitäten, über den schönen Schein und die Suche nach dem inneren Licht –funkelnd, glasklar und von subtiler Spannung.

Für mich war dieses Buch ein Wagnis, ja eine Herausforderung gar, lese ich doch sonst nur trivialstes, blutiges, kriminalistisch flachsinniges. Aber dieses Wagnis hat sich gelohnt. ” Die Sonnenposition ” von Marion Poschmann schafft für mich den Spagat zwischen sprachlich anspruchsvoller Literatur und Verständlichkeit dem literarisch ungeübten Leser gegenüber. Ich, als  Leser(in) konnte in die Gefühlswelt des Protagonisten eintauchen und seine Stimmungen nachvollziehen.Auch waren mir Altfrieds Probleme und Gedankengänge nicht fern. Er verliert einen guten Freund und stellt sein Leben infrage, man könnte fast die düstere Prognose Depression in den Raum schweben lassen. Die Autorin versteht es geschickt,die Worte und Sätze so zu weben , dass viele Zusammenhänge nur erahnt werden können und der Leser muss beim Lesen viel mitdenken. Obwohl das Thema sehr ruhig ist und durch den Sprachgebrauch keine Cliffhanger oder große Spannungsbögen möglich sind konnte ich das Buch dennoch in einem Zuge lesen, ohne dass mir langweilig wurde.

Fazit: Ein Buch, das jedermann lesen kann, das bildet ohne zu beschweren, und einen Querschnitt durch das alltägliche Leben beschreibt ohne zu langweilen.
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